Dr. phil. Milena Rampoldi: Das Beispiel von Shajarat ad-Durr: Philosophische Betrachtungen zu Frau und Politik im Islam auf der Grundlage der Werke von Bahriye Üçok und Jamal Badawi
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In diesem Buch möchte die Autorin anhand von Auszügen aus den Werken der türkischen Islamwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Dr. Bahriye Üçok, die 1990 durch ein Bombenattentat tragisch ums Leben kam, und des ägyptisch-kanadischen Islamwis-senschaftlers Dr. Jamal Badawi aufzeigen, wie es auch in der Geschichte der muslimischen Völker sehr wohl weibliche Herrscherinnen gab, die sich in einer misogynen Welt mutig durchzusetzen versuchten. |
Die Wahl der Autorin fiel in diesem Zusammenhang auf die ägyptische Herrscherin Shajarat ad-Durr. Sie verfolgt mit dieser Veröffentlichung wie auch in ihren anderen Büchern über den islamischen Feminismus das Ziel der Aktivierung der weiblichen Kräfte aus der islamischenTradition und Geschichte, um den Islam mit sich selbst, d.h. mit seiner weiblichen Hälfte, zu versöhnen. Hierzu schreibt sie ganz im Sinne der pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto, die sich in ihrem Kampf für die politischen Rechte der Frau gerade an die islamische Geschichte wendet:
„Shajarat ad-Durr ist für den Kampf um die politischen Rechte der Frau im Islam ein Vorbild, da sie sich gerade in einem Bereich zu etablieren versuchte, aus dem die Frau am meisten verdrängt wurde, und zwar aus der Bühne der Macht und der politischen Angelegenheiten im Allgemeinen”.
Die Überlieferung des Propheten (sas), nach der „ein Volk, das von einer Frau regiert wird, niemals gedeihen wird“ und die genutzt wird, um die muslimische Frau aus der Politik zu verbannen, ist nicht als allgemeines Urteil anzusehen, sondern als eine Meinung bezüglich einer geschichtlichen Gegebenheit, die sich auf die damalige Feindschaft zwischen dem König von Persien Chosrau II. und dem Propheten (sas) bezieht. Anhand der Königin von Saba und ihrer Regierungsform der Shura zeigt Dr. Rampoldi auf, wie eine korrekte Interpretation der Quellen des Islam nicht zum Ausschluss der Frau aus Politik und Gesellschaft führt. Aber für den islamischen Feminismus möchte sie auch die Männer gewinnen, da ein einseitiger Feminismus nur in einer Sisyphusarbeit ausartet. Daher bezieht sie die Gedanken von Dr. Badawi in ihre Betrachtungen über die politischen Rechte der Frau im Islam ein.
Im ersten Kapitel des Werkes beschreibt sie das Leben und den tragischen Tod von Dr. Üçok anhand eines Filminterviews mit ihrer Tochter Kumru im türkischen Fernsehen. Im zweiten Kapitel geht sie dann auf die Präsentation eines Kapitels aus Üçoks Werk Islam Devletlerinde Türk Naibeler ve Kadın Hükümdarlar (zu Deutsch: Türkische Regentinnen und weibliche Herrscherinnen in den islamischen Ländern) über das Leben und den politischen Werdegang von Shajarat ad-Durr über und kommentiert dieses anhand weiterführender Quellen, insbesondere der Dissertation von Götz Schregle über die Quellen von Shajarat ad-Durr mit dem Titel Die Sultanin von Ägypten, Sağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und Literatur. Die historischen Betrachtungen der Autorin über die Machtkämpfe und Intrigen um die weiblichen Herrscherinnen führen uns somit ins Herz der muslimischen Realpolitik, die wie in allen Religionen der politischen Utopie diametral entgegengesetzt ist: ein faszinierender Weg hin zur Erarbeitung eines innovativen Paradigmas des islamisch-politischen Feminismus.
Nach dieser Reise in die Vergangenheit führt uns Dr. Rampoldi in ihrem dritten Kapitel zurück zur Hermeneutik des Koran und der Hadith. Die beiden Ausschnitte aus Dr. Badawis Werken Die Gleichberechtigung der Geschlechter im Islam und Leadership: An Islamic Perspective zeigen auf, wie notwendig eine Reform in der muslimischen Welt heute ist, um den Frauen wieder ihre islamischen Rechte, deren sie in der Geschichte beraubt wurden, zuzuerkennen und zu gewähren.
Am Ende ihrer Schrift findet Dr. Rampoldi eine Schnittstelle zwischen der geschichtlichen Betrachtungen über das Leben von Shajarat ad-Durr im Werk von Dr. Üçok und der Beschreibung der islamischen Führungsqualitäten im Werk von Dr. Badawi über die Leadership. Die Methode Badawis kann sehr gut auf die weiblichen Herrscherinnen angewendet werden, um dann ausgehend von der Bühne der historischen Realpolitik ein utopisches Modell der weiblichen politischen Führungsqualitäten für uns heute auszuarbeiten.
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Dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.
Die Welt ist bunt.
Die Welt ist ein großes Mosaik voller Farben, das aus verschiedenen Steinchen zusammengesetzt ist, die durch interkulturelle und interreligiöse Brücken miteinander verbunden sind.
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