Ein neuer Artikel von Hassan Mohsen – Sehnsucht verpackt in Warnung

Sehnsucht verpackt in Warnung

von Hassan Mohsen

 

Als Muslim in Delmenhorst bin ich nicht nur Delmenhorster, sondern Weltbürger, notgedrungen. Auch wenn ich es nicht sein möchte, ich werde regelrecht dazu getrieben. Als Muslim in Delmenhorst muss ich mich für jeden Sack Reis rechtfertigen, den ein Muslim in China umstößt. Und wenn ich etwas fordere, was ein Muslim in China anderen verwehrte, wird es mir, mit Hinweis auf den Muslim in China, ebenso verwehrt.

 

In der Presse hört und liest man im O-Ton: „Während man bei uns über Toleranz schwafelt, findet in der islamischen Welt ein Klima der Feindschaft immer mehr Anhänger.“ Seltsam, wie die Angst vor Extremisten, einige zu Extremisten macht. Wenn einige das Ausland als Beispiel nehmen und vor der Unterdrückung Andersgläubiger in muslimisch geprägten Gesellschaften warnen, so tun sie dies nicht aus Mitgefühl mit den Unterdrückten, sondern nutzen diese Unterdrückung als Argument um selbst zu unterdrücken. Diese Warnung vor den Intoleranten im Ausland, ist eigentlich eine Sehnsucht es ihnen Nachzumachen. Denn meistens folgt auf: „Christen in muslimisch geprägten Gesellschaften erleben auch Intoleranz“ ein sehnsüchtiger Ruf nach: „keine Toleranz mit den Muslimen“.

 

Die Warnung ist eigentliche eine Hülle, die die Sehnsucht verdeckt. Denn das „Auch“ beim Satz: „…Christen werden auch unterdrückt“, ist eigentlich ein „das will ich auch für Muslime hier bei uns“. Die Problematik mit der von den CIA gebildeten ISIS, schwappt, ob wir wollen oder nicht, mit Hilfe des Internets, auch auf uns vor Ort über. Und die Angst vor den grausamen Verbrechen der ISIS, erlaubt alles was die ISIS aufhalten könnte. Auch alles was in Deutschland nur Annähernd so aussieht wie ISIS. Deshalb haben es Muslime hier so schwer, sie können sich solange distanzieren wie sie wolen, solange die ISIS Ihre Zeichen tragen, wird man auch sie nicht tolerieren. Wenn aber im kampf gegen Intoleranz „alles erlaubt ist“, wird derjenige, der den Intoleranten bekämpft, dem Intoleranten allmählich immer ähnlicher. Intolerant sind diejenigen, die andere nicht als vollwertige Menschen anerkennen und nicht gewillt sind zwischen Muslimen und Terroristen zu differenzieren.

 

Wenn beispielsweise ein Wolfgang Bosbach (CDU) immer vor einem Angriff auf unsere „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ warnt. Und genauso wie ein Takfiri, der nur seine Vorstellung vom Islam als Islam akzeptiert, akzeptiert Herr Bosbach nur seine Definition von der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ als „freiheitlich-demokratische Grundordnung“. Dabei ist doch klar, das die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ mehrere Auslegungen zulässt, wenn Herr Bosbach aber nur seine Auslegung zulässt, ist er ein Takfiri, der vor dem Untergang der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ warnt. Diese als Warnung getarnte Sehnsucht zerstört die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ von innen heraus, da wir, um unsere „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ zu verteidigen, dazu gebracht werden, sie über Bord zu werfen.

 wobo

(Quelle: wobo.de)

Solche Leute wie Herr Bosbach schützen die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ nicht, nein sie sind ihre Feinde. Sie bewirken durch ihre Angst vor dem was wohl kommen könnte, ein gesellschaftliches Klima, dass die Angst der Muslime vor dem wie man gegenwärtig mit ihnen umgeht, leugnet. Die Frage nach der Angst vor den Muslimen in Deutschland, beängstigt doch nicht die Nicht-Muslime, es beängstigt die Muslime selbst, da die Frage der Angst immer mit Gegenwehr beantwortet wird. Und leider immer häufiger mit Gewalt und Brandsätzen auf Moscheen.

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften hierzu an info@promosaik.com

 

Dankend

Dr. phil. Milena Rampoldi

Redaktion von ProMosaik e.V.

 

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