Von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. (Deutsche Übersetzung. Den originalen Artikel finden Sie hier)– Ein sehr wichtiges Interview mit Esam Sahori aus Bethlehem, über die Situation dort und über die Schule, in der er unterrichtet. Danke fürs Lesen und Weiterleiten! Möchte Esam auch für die Übermittlung der Fotos danken.
Milena Rampoldi: In welcher allgemeinen Lage befindet sich deine Schule unter israelischer Besatzung?
Esam Sahori: Unsere Schule befindet sich in der Zone C, die 60% des Westjordanlandes umfasst und unter illegaler israelischer Besatzung lebt. Wir leben somit unter Besatzung und sind nicht frei. Unsere Leben sind von der Kolonialmacht des zionistischen Israel „besetzt“. Das Schulleben ist auch ein Leben unter Besatzung, wie es auch für das Alltagsleben hier in unserem Dorf der Fall ist.
MR: Wie sehr leiden die Kinder unter der Besatzung? Wovor fürchten sie sich am meisten?
ES: Wenn es geht, besuchen unsere Schulkinder von Sonntag bis Donnerstag die Schule. Freitag und Samstag sind sie frei. Alle Straßen sind geschlossen, und es gibt nur eine Straße, die zur Schule führt. Und diese wird von israelischen Soldaten patrouilliert, die die Kinder dauernd beschimpfen, belästigen und schlagen. Sie durchsuchen sie auch. Dasselbe geschieht auch mit ihren Schultaschen. Manchmal gehen die Kinder zu Schule, werden auf dem Schulweg festgenommen und kehren nicht nach Hause zurück.
MR: Wie können wir den Menschen, die noch nie in Palästina waren, das Alltagsleben unter Besatzung erklären?
ES: Wie die meisten intelligenten Leute wissen, sind die Berichte der Mainstreammedien nicht objektiv, wenn es ums Leid des palästinensischen Volkes geht, da sie sehr israelfreundlich sind. Die Leute im Westen müssen verstehen, dass uns die Besatzung die gesetzlichen und Menschenrechte verwehrt. Wir sind belagert und leben Tag für Tag, ohne zu wissen, was die Zukunft bringen wird. Uns fehlen die grundlegenden Dinge wie Lebensmittel, medizinische Versorgung, Bewegungsfreiheit und vor allem einige Anzeichen von Gerechtigkeit. Wir möchten, dass unsere Kinder wie alle Kinder dieser Welt aufwachsen können und ihre Rechte genießen. Damit meine ich u.a. eine gute Ernährung, Erziehung, Glück und Geborgenheit und Sicherheit.
MR: Was bedeutet Zionismus für dich und wie können wir den Menschen im Westen erklären, dass Zionismus Kolonialismus bedeutet?
ES: Der Zionismus ist das bedrohliche Gesicht des Kolonialismus und obwohl er behauptet, er würde alle Juden vertreten, ist er eine rassistische Ideologie, die mit dem Judentum als Religion absolut nichts zu tun hat. Ich respektiere das Judentum. Es gibt viele Diasporajuden, die sich dem Zionismus und der Besatzung widersetzen. Viele Rabbiner in Europa und Amerika verurteilen die Blockade und die Gewalt, einschließlich der Tötungen unschuldiger Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder, die gegen das palästinensische Volk verübt werden.
MR: Wie können wir uns für den Frieden in Palästina von Innen und von Außen bekämpfen?
ES: Der Kampf um den Frieden muss durch gewaltfreien Widerstand und zivilen Ungehorsam, politische Streiks, akademischen und wirtschaftlichen Boykott und friedliche Ankündigungen wie die von Mahatma Gandhi in Indien erfolgen. Die Menschen aus aller Welt müssen begreifen, dass das palästinensische Volk den Frieden möchte und dass es das Judentum und die Juden respektiert, sich aber dem Zionismus mit seiner gewalttätigen und illegalen Besatzung widersetzt.
MR: Welche sind die Hauptprobleme deiner Schüler?
ES: Meine Schüler möchten in die Schule gehen und wieder nach Hause zurückkommen, ohne die Gefahr zu laufen, von israelischen Soldaten und Siedlern belästigt oder verhaftet zu werden; sie möchten leben und aufwachsen wie die Kinder in Europa und den USA; und sie wünschen sich ein freies und wirklich unabhängiges Palästina als ihre Heimat.
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