ProMosaik im Gespräch mit Gabi Ziller von Kindern eine Chance über Uganda

von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Ein interessantes Interview mit Gabi Ziller aus Österreich über ihren Verein Kindern eine Chance, der vor allem auf Bildung setzt, um Kindern in Uganda eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Unsere vorherigen Interviews über Entwicklungshilfe-organisationen, die in Uganda tätig sind, finden Sie hier: Sophie Schaaf, FMKU, Susanne Fink, Rainbowhouse,Monika Mayer von Du und Ich Gemeinsam für Uganda.
Entwicklungshilfe betrifft uns alle!
Milena Rampoldi: Wie fanden Sie Ihren Weg nach Uganda?
 
G. Ziller und S. Pleger, Foto: Mackowitz
Gabi Ziller: Eigentlich kamen wir durch Zufall nach Uganda. Mein Lebensgefährte Stefan Pleger war schon viele Jahre in der Entwicklungshilfe, vor allem in der Katastrophenhilfe, eherenamtlich tätig und auch viel als Fotograf unterwegs. Bei einem Fotoauftrag in Uganda ist er zufällig auf eine Gruppe Waisen- und anderen benachteligten Kinder gestoßen, die von Einheimischen in der Kleinen Ortschaft Zigoti betreut wurden.  Wir sahen schnell die Möglichkeit, hier unkompliziert, rasch und anchhaltig helfen zu können und so wurde der Grundstein für unsere Arbeit in Uganda gelegt.
 
MR: Welche Hauptziele verfolgt Ihr Verein?
GZ: Wir sind fest davon überzeugt, dass wir etwas verändern können. Deshalb unterstützen wir benachteiligte Kinder in Uganda, egal ob es sich dabei um Waisen, HIV-positive, oder behinderte Kinder handelt. Bildung ist für uns der Schlüssel zur Entwicklung und damit der wichtigste Schritt in eine selbstbestimmte Zukunft. Wir glauben, dass Uganda vor allem gut ausgebildete Handwerker, Bauern und Lehrer braucht, die bereit sind, aktiv an der Verbesserung der Lebensumstände in ihrem Land mitzuwirken.Wir sehen unsere Aufgabe darin, benachteiligten Kindern die Chance zu geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ohne die Mentalität des „Handaufhaltens“ zu fördern.
MR: Welche sozialen Hauptprobleme haben Mädchen und Frauen in Uganda?
GZ: In Uganda bekommt eine Frau im Durchschnitt etwas mehr als 6 Kinder. Ich denke, man kann sich allein durch diese Information gut vorstellen, wie die Rolle der Frau in den Augen vieler Männer aussieht. Eine der vielen Schwierigkeiten, die sich für Frauen ergibt, ist die Tatsache, dass im Falle einer zweiten Ehe/ Beziehung (zB nach dem Tod des ersten Mannes) ein Mann die Kinder seiner neuen Frau aus einer früheren Beziehung of nicht im eigenen Haus toleriert und die Frau ihre Kinder oft zu den Großeltern abgeben muss. Und falls er die Kinder toleriert, dann wird er sie nicht finanziell unterstützen. Er erhofft sich aber eigene Kinder mit der Frau. Die Frau hat kaum Gelegenheit zu arbeiten, um für die ersten Kinder Geld zu verdienen, um diese beispielsweise in die Schule schicken zu können. Generell ist das Schulgeld ein großes Thema. Junge Männer, die von der Familie nicht unterstützt werden, finden verhältnismäßig leichter einen Job, um sich das Schulgeld für eine weiterführende Sekundarausbildung selbst zu erarbeiten. Junge Frauen können vielleicht am Feld arbeiten, aber die Möglichkeiten für Jobs sind weit geringer. Und die Versuchung den Versprechungen eines Mannes zu erliegen, der ihnen Schulgeld verspricht, ist groß. Leider endet das häufig in einer Schwangerschaft. Ist das Kind erst da, geht kaum ein Mädchen wieder zurück in die Schule. (Ich spreche aus meinen Erfahrungen in unseren Senior Schulen und auch in der Sozialarbeit. Wir arbeiten in ländlichen Gegenden und ich kann nicht sagen, wie es in Städten aussieht).
 
 
 Quelle der beiden Bilder. Kindern eine Chance
 
MR: Wie wichtig ist die Sensibilisierung in Österreich?
GZ: KINDERN EINE CHANCE bemüht sich sehr um die Sensibilisierung in Österreich (wo wir hauptsächlich arbeiten) für die vielen Probleme in Uganda. Wir halten viele Schulvorträge und Informationsabende. In Zeiten wie diesen, wo die Probleme in der Flüchtlingspolitik  die Medien bestimmen und die Menschen beschäftigen, ist es sehr wichtig bekannt zu amchen, warum jemand überhaupt seine Heimat verlassen muss. Uganda ist (noch) kein klassisches Herkunftsland, das könnte sich aber sicherlich rasch ändern, wenn sich beispielsweise die Sicherheitslage im Land ändert. Wer lebt schon gerne in einer Lehmhütte, die in der Regenzeit unter Wasser steht. Ohne Strom, ohne sauberes Trinkwasser, ohne geregeltes Einkommen?
 
MR: Welche sind für Sie die wichtigsten Strategien im Bereich der Entwicklungshilfe?
GZ: KINDER EINE CHANCE setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe. Wir wollen die unterstützten Kinder und Jugendlichen zu aktiven Erwachsenen erziehen und ausbilden, sodass sie einmal selbst ihr Leben in die Hand nehmen können. Wir wollen Familien die Möglichkeit geben, selbst Einkommen zu generieren und nicht von anderen abhängig zu sein. 
Meiner Meinung nach sind wir so erfolgreich in unserer Hilfe, weil wir von Anfang an auf “grassroot” level geholfen haben und das Geld von Beginn an direkt dort eingesetzt haben, wo es gebraucht wurde. Wir haben nie Schmiergelder gezahlt und uns aber von Beginn an um gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung bemüht. Wir wollen den Staat nicht von seinen Aufgaben entbinden, sehen aber, dass es im Bildungsbereich (in dem wir tätig sind) oft an – für europäische Verhältnisse – kleinen Dingen scheitert, warum es wenig Fortschritt gibt. Wenn die Landesschulrätin beispielsweise nur 3 Mitarbeiter und 2 Motorräder für 156 Schulen hat, und ihr noch dazu das Geld für den Sprit fehlt, dann kann sie nicht flächendeckend arbeiten. Mit unserem Porridge Programm unterstützten wir den Staat in der Schulkontrolle. Wir übernehmen einen Teil der Inspektionen, versorgen ide Kinder mit einer Jause aus Vollkornmaismehl und berichten an die Landesschulbehörde. Im Anschluss wird gemeinsam über Möglichkeiten zur Verbesserung gesprochen. 
 
MR: Wie fördert die Entwicklungshilfe den interkulturellen und interreligiösen Dialog in Österreich und im Ausland?
GZ: Dazu kann ich wenig sagen. Die Religionen leben in Uganda auf eine Weise zusammen, von der wir in Österreich doch recht weit entfernt sind. Aber das liegt sicher auch daran, dass es immer schon eine Vielzahl von Religionen gab, und dass die Kultur der Bevölkerung eher von den Clans oder der Region bestimmt wird.  

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