Salam e.V.: Muslimische Seelsorge für Deutschland

von Milena Rampoldi, ProMosaik. – Anbei mein Interview mit Salam e.V.,einem Verein, der sich in Deutschland um die muslimische Seelsorge kümmert und auch muslimische Seelsorger ausbildet. Ich habe mich mit Nisrine Chemlal, Klinikseelsorgerin und Beiratsmitglied von Salam e.V. über die Ziele des Vereins, die Herausforderungen udn Möglichkeiten in der muslimischen Seelsorge unterhalten. Möchte mich nochmal herzlichst bei Nisrine für Ihre Zeit bedanken. 

 
Milena Rampoldi: Welche sind die Hauptziele von Salam e.V.? 
Nisrine Chemlal: In unserer pluralistisch geprägten, multikulturellen Gesellschaft werden Institutionen wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Altenheime oder auch Gefängnisse zu Orten, an denen unterschiedliche religiöse Bedürfnisse und ethische Werte eine besondere Herausforderung für die Seelsorge darstellen. Auch für einen muslimischen Mitmenschen ist eine Krankheit ein relevanter Einschnitt in sein bisheriges Leben, wodurch nicht nur das soziale Gleichgewicht dieses Menschen aus den Fugen geraten kann. Ein kranker Mensch erfährt nicht nur in physischer, sondern auch in seelischer Hinsicht Schmerzen. Somit besteht auch die Notwendigkeit einer islamischen Seelsorge. Salam e.V. versteht sich in diesem Zusammenhang als Teil eines ganzheitlichen Genesungsprozesses.
 
MR: Warum ist muslimische Seelsorge so wichtig für die Muslime in Deutschland?
NC: Die Hauptziele von Salam e.V. sind unter anderem die Begleitung von kranken Muslimen in Krisensituationen. Ihnen beizustehen und ihre religiösen Bedürfnisse zu stillen ist ein großes Ziel unserer ehrenamtlichen Arbeit. Die muslimische Seelsorge wird für Muslime immer wichtiger, die Migranten der siebziger und achtziger Jahre sind in Rente, von Krankheit betroffen und benötigen Seelsorge. Die Angehörigen der kranken Menschen sind ebenso auf Seelsorge angewiesen, die Kultur- und Religionssensibel angeboten wird. 
 
MR: Welche Leistungen bietet Salam e.V. an?
NC: Salam e.V. bietet Krankenhausseelsorge, Notfallseelsorge, Muslimische Seelsorge (Flüchtlingsunterkünfte) und Sterbebegleitung an. 
 
MR: Welche positiven Ergebnisse haben Sie schon erreicht?
NC: Wir haben mit verschiedenen Krankenhäusern Kooperationsverträge geschlossen und bieten mit verschiedenen Kollegen regelmäßige Besucher an. Im Frankfurter Raum haben wir mittlerweile eine große Bekanntheit erlangt und werden immer mehr gefordert. Innerhalb der muslimischen Gemeinden spricht es sich auch rum dass wir von Salaam e.V. Seelsorger anbieten. Muslime in Krankenhäusern finden immer mehr den Mut uns zu kontaktieren und bitten auch um Gespräche mit Angehörigen und um Aufklärung. Wir bestehen aus einem Team das sehr viele Sprachen abdeckt, dies ist umso wichtiger weil viele Menschen der deutschen Sprache nicht mächtig sind oder nur begrenzt. In den Krankenhäusern in denen wir tätig sind, bieten wir auch immer wieder ehrenamtlich Fortbildungen und Schulungen für Mitarbeiter an. Wir klären über den Islam auf um den Umgang mit muslimische Patienten für die Pfleger und Ärzte und Krankenschwestern zu erleichtern. Daraufhin erleben wir eine große positive Resonanz. 
 

 

MR: Welche sind die größten Hindernisse und Herausforderungen in Ihrer Arbeit?
NC: Die größten Hindernisse und Herausforderungen sind die finanziellen Mittel, die leider begrenzt sind, da wir diese Arbeit ausschließlich ehrenamtlich anbieten. Wir sind auf Spendengelder angewiesen und auf Mitgliedsbeiträge. Unsere Hoffnung besteht darin, dass sowohl der Staat als auch die Krankenhäuser erkennen, wie wichtig die muslimische Seelsorge ist und aus unserer Ehrenamtlichkeit eine Hauptamtlichkeit wird. 
 
MR: Wie wichtig ist der Respekt der kulturellen Unterschiede in der Ummah und warum?
NC: Der Respekt innerhalb der kulturellen Unterschiede ist von hoher Bedeutung. Wir sind ein unabhängiger Verein, wir unterliegen keiner Moschee-Gemeinde oder anderen religiösen Verbänden. Wir bestehen aus verschiedenen Ethnien und Kulturen und Herkunftsländern. Wir respektieren und lieben uns für Allah. Dies ist eine der wichtigsten Grundsätze unseres Vereines. Wir machen keine Unterschiede zwischen den Menschen und begleiten jeden einzelnen Menschen auf seine Art um Gottes Willen. Als Grundlage hierfür dienen für unsere Ausbildung unter anderem die ethischen Standards, die der Rat der Religionen in Frankfurt am Main ausgearbeitet hat, beispielsweise im Hinblick auf Homosexuelle usw. 

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