Stefan Schmidt von b-e: Wir wollen gerne die Flüchtlingsangst in Neugier auf andere Menschen umwandeln
von Milena Rampoldi, ProMosaik. Nach demInterview mit Judith Gleitze, der Leiterin des Büros von Borderline-Europe in Palermo, haben wir auchStefan Schmidt über Flüchtlingsarbeit und Flüchtlingskrise befragt. Herr Schmidt ist ist eines der Gründungsmitglieder der Vereinigung Borderline Europe und Flüchtlingsbeauftragter von Schleswig Holstein. Möchte mich bei ihm für seine Antworten und seine Fotos bedanken.
Milena Rampoldi: Welche Hauptziele verfolgt Borderline Europe? Wofür steht der Name?
Stefan Schmidt: Das Hauptziel von “b-e” ist die Verbreitung von Informationen über die Grenzen Europas und die Europäische Politik. Zu diesem Zweck sind wir vernetzt mit NGO`s, Privatpersonen, und Parteien.
MR: Wie wichtig sind Informationen zum Thema Flüchtlinge zwecks Abbaus der Flüchtlingsangst in Europa?
SS: Wir wollen gerne die Flüchtlingsangst in Neugier auf andere Menschen umwandeln. Ich selbst gehe daher besonders gerne in Schulen und Universitäten.
MR: Wie werden Flüchtlinge von der Rechten manipuliert?
SS: Es werden gezielt Falschmeldungen gestreut. Ob die Flüchtlinge selbst manipuliert werden, kann ich aus eigener Erfahrung nicht sagen.
MR: Warum spricht man von Flüchtlingen und nicht von Menschen? Wie wirken wir der Entmenschlichung der Flüchtlinge im Westen entgegen?
SS: Sie haben Recht, das Wort “Flüchtling” ist negativ belegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war “Flüchtling” ein Schimpfwort. Ich animiere meine Zuhörer immer dazu, Geflüchtete Menschen, oder Menschen auf der Fucht zu sagen.
MR: Grenzzäune lösen nicht das Problem, sondern schüren zur Hass. Wie kann man hingegen die Ursachen der Flüchtlingsströme bekämpfen?
SS: Ursachen bekämpfen heißt oft, die Gier und den Neokolinialismus des Westens in Frage zu stellen und politisch dagegen an zu gehen. Das auf lange, wahrscheinlich sehr lange Sicht. Jetzt soll man versuchen sichere Fluchtwege zu schaffen, und, z.B. für die aus Syrien geflohenen Menschen dort wo sie sind erträgliche Verhältnisse zu schaffen, denn sehr viele von ihnen wollen zurück in ihre Heimat sobald es geht.
MR: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Krieg, Militarismus und westlichen Waffenexporten und Flüchtlingsströmen?
SS: Waffenexporte fördern Flüchtlingsströme.
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